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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 32

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Allgemeines. 32 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. ihrer kulturellen Entwicklung um mehr als ein Jahrhundert zurückschleuderte und daß es ihr bei dem Vorsprung, den unterdessen die nördlichen und westlichen Nachbarstaaten gewonnen, in dem nun beginnenden geistigen Wettkampf nur mit der größten Mühe gelingen konnte, sich die Stellung zu erobern, die sie vor Ausbruch des Krieges hatte. Viii. Uom Wewueil Frieden bis jmmisifdjm gmiliitimi 1648-1789. A. Das Zeitalter Laöwigs Xiv, 1648—1740. izeit des Absolutismus und der Kabinettskriege.) § 82. Ludwig Xiv. 1643—1715. Leopold I. 1658—1705, 1. Der Verlauf des Dreißigjährigen Krieges und der Westfälische Friede hatten einen Umschwung in der Bedeutung und Stellung der Staaten herbeigeführt. Die Habsburgischen Monarchien (Österreich-Spanien), welche seit den Tagen Karls V. die machtvollsten waren, sanken von ihrer stolzen Höhe herab, und Frankreich bekam das Übergewicht in Europa. Die einflußreichste Person des Kontinents in der folgenden Periode war der französische König Ludwig Xiv. Er gab den Anstoß zu den meisten Kriegen, führte eine erhebliche Veränderung in den Territorialverhältnissen vieler Staaten herbei und übte auch auf das geistige und sittliche Leben seiner und der nachfolgenden Zeit, auf Denkart, Sitte, Literatur, Kunst 2c., namentlich in Frankreich und Deutschland, einen so maßgebenden Einfluß, daß man das ganze Zeitalter vom Westfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen nach ihm benennt. 2. Ludwig Xiv. (Sohn Ludwigs Xiii., Enkel Heinrichs Iv.) war beim Tode seines Vaters (1643) noch ein Kind. Seine Mutter Anna führte für den minderjährigen König die Regentschaft. Das geschah jedoch nur dem Namen nach. In Wirklichkeit war ihr Minister, der Kardinal Mazarin (Nachfolger Richeliens), der Lenker des französischen Staatswesens. Dieser hatte auch den weitgehendsten Ein-

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 33

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 82. Ludwig Xiv. Leopold I. 33 fluß auf die Erziehung und Entwicklung des Prinzen. Nach Mazarins Tod (1661) übernahm Ludwig Xiv. die Regierung. Ganz den Grundsätzen entsprechend, welche Mazarin seiner Seele eingepflanzt hatte, steckte er seinem Wirken zwei große Ziele, die er mit aller Energie Zwei Ziele Lud-nnd Ausnutzung aller Mittel zu erreichen suchte. Er wollte erstens die Königsmacht im Innern so befestigen, daß keine Bewegung im Laude an den Grundlagen derselben rütteln könne, alle Gewalt an sich bringen, seinen Willen nach dem Grundsatz „l’Etat c’est moi“ (der Staat bin ich) zum allbeherrschenden, unumschränkten machen; er wollte zweitens Frankreich zum tonangebenden Staat in Europa erheben, die andern Staaten also in größere oder geringere Abhängigkeit von sich bringen. 3. Um das erste Ziel zu erreichen, gestattete er keine Mitregierung Mtttel^zur^Be-seitens der Reichsstände und des Pariser Parlaments, schränkte er die Königtums. Macht der Minister ein und verlieh die obersten Stellen nur an solche Männer, die ihm treu ergeben waren und die sich ohne Widerrede seinem Willen unterwarfen. Dabei war er indes darauf bedacht, für jedes Amt den begabtesten und brauchbarsten Mann zu finden. Mit viel Sicherheit und großem Scharfblick erkannte er die Fähigkeiten der ihn umgebenden Personen und so kam es, daß er Männer an die Spitze der einzelnen Verwaltungszweige stellte, die sich ihrer Aufgabe in hohem Grade gewachsen zeigten. Die hervorragendsten waren: 1) Colbert, welcher die Finanzen verwaltete, für Verbesserung a. Minister, der Verkehrswege, für Anlage von Straßen und Kanälen (Südkanal: Garonne-Mittelmeer) sorgte, das inländische Gewerbe hob, indem er die Ausfuhr von Rohstoffen und die Einfuhr von Fabrikaten verbot, einen Aufschwung des Ackerbaues und des Handels bewirkte und durch seine gesamte Tätigkeit die Mittel herbeischaffte, welche Ludwig Xiv. zu seinen Kriegen, Festen, Einrichtungen und zu den „Bestechungen auswärtiger Minister" brauchte; 2) der Kriegsminister Lonvois, welcher mit Geschick und Erfolg an der Vermehrung, besseren Organisation und Ausbildung des stehenden Heeres arbeitete, aber durch eine grausame Kriegsweise eine traurige Berühmtheit erlangte; 3) Vanban, der geniale Kriegsingenienr, welcher mit meisterhafter Kunst die eroberten Grenzstädte in uneinnehmbare Festungen umwandelte. Da Ludwig Xiv. viel Sinn für das Schöne hatte, so begünstigte b. Pflege der er die Pflege und höhere Entwicklung der Künste, namentlich der Baukunst und der Poesie. Prachtbauten erhoben sich in und um Paris, der herrlichste von ihnen das Schloß Versailles, in dessen Spiegelsaal 1871 das Deutsche Reich proklamiert wurde. Die Dichtkunst feierte ihr goldenes Zeitalter. Dichter und Gelehrte (Tragödie: Corneille und Racine. Komödie: Moliere. — Fenelon, Pascal) wetteiferten darin, den Namen Ludwigs zu verherrlichen. So gelang es Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 3

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 34

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
34 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Lugwig Xiv., dem Königtum einen Glanz zu verschaffen, bessert es sich bisher noch nicht erfreut hatte. Die Franzosen blickten mit Be-wuuberuug und Stolz auf ihren großen König, und die Monarchen Europas suchten in vielen Stücken das Beispiel Lubwigs nachzuahmen. Frankreich: 4. Sein zweites Ziel: Erhebung Frankreichs zum ton- tdn©taatn6ei angebenben Staat in Europa, glaubte Ludwig nur durch Ver-größeruug Frankreichs und Schwächung der anberen Staaten erreichen zu können. Von Anfang an richtete er daher seinen Sinn auf Eroberungen und feilt begehrlicher Blick fiel babei auf die Nieberlaube, Deutschland iiitb Spanien. Ehe wir aber beit Verlauf berfelben fchilbern, werbe noch der Wahl eines neuen bentschen Kaisers und der Errichtung des Rheinbundes Erwähnung gethan. Wahl Leopolds I. 5. Im Jahre 1657 starb Ferbinanb Iii. Die Wahl eines Nachfolgers würde der Gegenstand von mancherlei Intriguen. Ma-zarin suchte auf dieselbe Einfluß zu gewinnen. Er war im Interesse Frankreichs bemüht, die Wahl Leopolds (Ferdinands Iii. Sohn) zu verhindern und die Wahl eines Nichthabsburgers, wo möglich des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria, durchzusetzen. Ja er hegte sogar beit wunderlichen Gedanken (ein Beweis, wie tief in Deutschland das nationale Gefühl gesunken war), unter Umständen seinem jungen König Ludwig Xiv. die deutsche Krone zu verschaffen. Allein seine Bemühungen scheiterten an der Weigerung der Kurfürsten von Bayern mtd an der Haltung Friedrich Wilhelms von Brandenburg, der offen ttitb eifrig für Österreich eintrat. So würde im Sommer 1658 zu Frankfurt a. M. Leopold I. gewählt (1658—1705). Diefe Wahl war nur insofern zu begrüßen, als durch bieselbe einem bebrohlichen Einfluß Frankreichs anf beut)che Angelegenheiten gesteuert würde. An sich war Leopolb kein würdiger und fähiger Repräsentant des Deutschen Reiches. Zwar zierten ihn mancherlei Tngenben: er war gutmütig und hatte sittenstrenge Grnnbsätze; aber er war langsam im Denken, schwerfällig im Hanbeln, ohne Umsicht und Entschlossenheit uitb beut ränkevollen Ludwig Xiv. gegenüber nicht intstattbe, die bentschen Interessen zu wahren, zumal Deutsch-laub bamals im Osten und Westen von schweren Gefahren bebroht würde. Rheinische Bald nach Leopolbs Wahl kam die Rheinische Allianz (1658) zu staube, ein Bund, den die Kurfürsten von Mainz und Köln, der Pfalzgraf von Nenburg, die Herzoge von Braunschweig und andere mit Frankreich und Schweden schlossen und dem später noch Württemberg und die Markgrafen von Ankbach und Kulmbach beitraten. Die Allianz beabsichtigte angeblich: gegenseitige Verteidigung und Ausrecht-Haltung des Westfälischen Friedens; in Wirklichkeit jeboch hatte sie „die

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 35

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. 35 dauernde Beschränkung des Habsburgischen Kaisertums" im Auge und diente somit französischen Interessen. Wenden wir uns nun den kriegerischen Unternehmungen Ludwigs Xiv. zu. § 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. a. I. Raubkrieg (Devolutiouskrieg) 1667—1668, 1. Ludwig Xiv. war mit der älteren Tochter des spanischen Ansprüche sut>= Königs Philipp Iv. vermählt. Dieselbe hatte aber vor der Eheschließung 'mt1e spanischen^ allen Ansprüchen auf die spanische Monarchie und deren Nebenländer 9tubcrian6u zu gunften ihrer jüngeren Schwester entsagen müssen. Im Jahre 1665 starb Philipp und hinterließ als Erben seiner Krone ein zartes Kind (Karl Ii.) Da erwachte in Ludwig der Gedanke, die Minderjährigkeit des spanischen Königs zum Vorteile Frankreichs auszubeuten. Trotz der Verzichtleistung seiner Gemahlin wollte er das privatrechtlich in einigen belgischen Provinzen bestehende Devolutionsrecht, ins devolutionis, wonach die Töchter erster Ehe ein Erbrecht vor den Söhnen zweiter Ehe haben, staatsrechtlich auf die spanischen Niederlande anwenden und erhob Ansprüche auf dieses Gebiet. Da Spanien die Abtretung verweigerte, schickte Ludwig 1667 zwei wohlgerüstete Heere uach Brabant unter der Anführung der uns aus dem Dreißigjährigen Krieg bekannten Feldherrn Tnrenne und Eon de. Die Fortschritte der Franzosen riefen in Holland die Besorgnis hervor, der ans Eroberung sinnende Monarch werde, nachdem er die Niederlande an Frankreich gebracht, noch weiter gegen Norden vordringen. Auf fein Betreiben vereinigten sich die protestantischen Mächte England, Schweden und Holland zu der sogenannten Tripelallianz und Tripelallianz, stellten sich die Aufgabe, für die Erhaltung der spanischen Herrschaft in Flandern und Brabant zu sorgen. Das Einschreiten des Dreistaatenbundes nötigte Ludwig, in den Frieden zu Aachen (1668)Aachener Friede zu willigen. Frankreich behielt 12 eroberte Grenzstädte, darunter Lille und Tournay. Der Kriegsbaumeister Bauban verwandelte dieselben sogleich in starke Plätze und schuf au der Nordgrenze Frankreichs einen Festungsgürtel. b. Ii. Raubkrieg (Holländischer Krieg) 1672—1679. 2. Holland war als Urheber der Tripelallianz der Stein, an Enmehun^s-^^ welchem das Unternehmen Ludwigs scheiterte. Unversöhnlicher Haß Adwigs nn^ erfüllte daher den ehrgeizigen Eroberer gegen die Männer, welche an Tripelallianz 3*

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 36

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Bedrängnng Hollands. Friedrich Wilhelm von Brandenburg. 36 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. der Spitze des holländischen Staatswesens standen und dieser Haß wurde noch durch den Gegensatz gesteigert, welcher zwischen Frankreich und Holland in religiöser und politischer Beziehung vorhanden war: Frankreich katholisch, Holland protestantisch; in Frankreich ein Monarch, der alle Gewalt in seiner Hand hatte, in Holland freie republikanische Einrichtungen. Unter dem Einfluß solcher feindseligen Gesinnung reifte in Ludwigs Seele der Plan, die Holländer zu unterwerfen und ihr städtereiches Land mit seiner betriebsamen Bevölkerung zu einer französischen Provinz zu machen. Aber noch existierte die Tripelallianz. Sie zu sprengen, war daher das erste, das Ludwig Xiv. ins Auge faßte. Mit List und Klugheit gelang es ihm, England auf seine Seite zu ziehen, auch Schweden im April 1672 zu einem Vertrag zu bewegen, in welchem es sich gegen Zahlung von Snbsidiengeldern verpflichtete, „denjenigen deutschen Fürsten entgegenzutreten, welche versuchen sollten, Holland Hilfe zu leisten". Ebenso war Ludwig bemüht, die in Deutschland gegen ihn vorhandene Abneigung abzuschwächen oder zu beseitigen, indem er durch reiche Geldspenden manche unpatriotischen Ratgeber der Fürsten sich geneigt machte So brachte er it. a. den Kaiser Leopold I., dessen Minister Lobkowitz ganz im Solde Ludwigs Xiv. stand, in einem geheimen Vertrag zu dem Versprechen, „sich in keinen außerhalb des deutschen und französischen Reiches geführten Krieg einzumischen". 3. Als nun die Tripelallianz gesprengt war, beschloß Ludwig den Vernichtungskrieg gegen Holland. Ein starkes, französisches Heer fiel unter Tnrennes und Eon dös Leitung in Holland ein (1672). Es überflutete das Land. Eine Festung uach der anderen geriet in die Hände der Feinde. Alles schien verloren, „Holland in Not". In solcher verzweiflungsvollen Lage faßten die Holländer, die damals einen großen Mann, Wilhelm Iii. von Oranien, einen Urenkel des Helden der niederländischen Freiheitskümpfe, zu ihrem Statthalter und Oberbefehlshaber erhoben hatten, den heroischen Entschluß, mittels Durchstechung der Dämme und Öffnung der Schleusen das Land vor gänzlicher Unterjochung zu bewahren. Es geschah. Die Wogen des Meeres wälzten sich brausend über die Gefilde und hielten die Franzosen vor weiterem Vordringen ab. Der Gang der Ereignisse erfüllte den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg mit Befürchtungen. Seine am Niederrhein gelegenen Besitzungen, Kleve und Mark, waren bedroht. Zudem erkannte er in Ludwigs Xiv. Verhalten ernste Gefahren für das Deutsche Reich und die Sache des Protestantismus. In weiser Würdigung aller dieser Umstände ergriff er offen Partei für Holland und bewog auch den deutschen Kaiser, aus seiner Untätigkeit herauszutreten. Es kam noch 1672 zu einem Bündnis zwischen Friedrich Wilhelm und Leopold I. Ein österreichisches

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 37

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 83. Der I. und Ii. Raubkrieg. 37 Heer zog unter Montecuculis Führung gegen den Oberrhein und zu ihm gesellten sich die brandenbnrgischen Truppen. Ludwig mußte nun zu feiner Deckung eine Armee an den Rhein schicken. Allein die lahme Kriegführung Montecuculis, der von Lobkowitz die geheime Weisung erhalten hatte, jeden ernsten Zusammenstoß mit den Franzosen zu vermeiden, veranlaßte 1673 Friedrich Wilhelm, mit Lndwig Xi\. den Vertrag zu Vossem unweit Löwen zu schließen. Der Kurfürst 3?Dfiem 1673-trat vom Kampfe zurück, machte aber im Friedensschluß den Vorbehalt, daß er, wenn das Reich in Gefahr gerate, unbeschadet der Vertragsbestimmungen wieder in den Kampf eintreten könne. 4. Bald darauf machten die Franzosen nicht unerhebliche Fort- »§genojen schritte am Rhein. Ludwig Xiv. selbst eroberte die Frauche Comtö, sowie die 10 etfäffifchen Reichsstädte, über die er bisher nur die Landvogtei ausgeübt hatte (§ 78, 2) und Xurenne fiel verwüstend in die Pfalz ein. Nach solcher Verletzung des Reichsgebietes erklärten das Deutsche Reich als solches und Spanien den Krieg an Frankreich. Nun erschien auch Friedrich Wilhelm wieder auf dem Kriegsschauplatz und trat im Verein mit den Österreichern Xurenne entgegen. Aber nicht lange konnte er an Deutschlands Westgrenze das Schwert zur Verteidigung des Reiches führen. Von Ludwig Xiv. auf Grund des Vertrags von 1672 gedrängt, rückten dieschweden von Vorpommern ans in Brandenburg ein. Die Kunde davon bewog den Kurfürsten zum Rückzug in fein Land. In atemlosen Eilmärschen führte er denselben über Schweinfurt, den Thüringer Wald und Magdeburg aus. Überraschend erschien er mit seinem tapferen Feldherrn Derfflinger in Brandenburg und führte einige Tage später die Schlacht bei Fehrbellm herbei Fehrbellm i6?o. (Juni 1675). Erfüllt von der Liebe zum heimischen Boden, voll Anhänglichkeit an den Kurfürsten, stürzten sich die Brandenburger (6400 abgesessene Reiter gegen 11000) auf den Feind und erfochten den „ersten jener Reihe von strahlenden Siegen, die Deutschland von der Fremdherrschaft retteten und einigten". Der Zauber der Uuüberwiudlichkeit, der feit dem Dreißigjährigen Krieg an den schwedischen Waffen hastete, war gebrochen. Diese Schlacht legte den Grund zu Preußens Größe. Von Fehrbellin an heißt Friedrich Wilhelm der „Große Kurfürst". — Wenige Wochen nach der Fehrbettiner Schlacht verlor Ludwig Xiv. feinen tüchtigsten Feldherrn. Tnrenne fiel 1675 in der Schlacht bei S a ß b a ch im Badifchen. Nun erlangte der Große Kurfürst einen Erfolg nach dem anderen. Die Festungen Stettin und Greifswald ergaben sich; selbst Stralsund, das einem Wallenstein getrotzt hatte, mußte sich vor dem Sieger beugen und im Jahre 1678 war ganz Pommern mit Rügen dm Schweden entriffen. 5. Der Krieg gegen Frankreich wurde während diefer Zeit in den Niederlanden und am Rhein mit wechselndem Glück fortgesetzt.

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 38

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
38 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Die Reunioiis' kammern 1680—1684. Unterdessen gelang es der diplomatischen Kunst Ludwigs Xiv., ans dem Wege der Unterhandlungen Erfolge zu erzielen. Holland und der Kaiser ließen sich entgegen den Vereinbarungen von 1674 zu Separatverhandlungen mit Frankreich ein. So kam 1678 zu Nhinwegen der Friede zwischen Frankreich und dem Deutschen Reiche zu staude. Holland erhielt seinen gesamten Länderbesitz wieder, Spanien mußte die Freigrafschaft Burgund und wieder eine Anzahl niederländischer Grenzstädte, das Deutsche Reich die Stadt Freiburg i. B. an Frankreich abtreten. Holland gedachte nicht seines Retters; der Kaiser trug Bedenken, zur Vermehrung der Bracht der Hohenzollern etwas beizutragen. In solch treuloser Weise von seinen Verbündeten verlassen, war der Große Kurfürst genötigt, den Kampf gegen Ludwig Xiv. aufzugeben. Im Frieden zu Saiut-Germain bei Paris 1679 mußte er fast alle seine Eroberungen in Pommern (Stettin, Stralsund, Rügen) an die Schweden herausgeben. § 84. Ludwigs Xiv. Gewaltherrschaft und der Iii. Raubkrieg. 1. Ludwig hatte bisher bedeutende Erfolge erzielt. Er hatte Frankreich um volkreiche Städte und um eine fruchtbare Provinz vergrößert und in Nymwegm war fein Übergewicht über seine Feinde in ausfallender Weise zum Ausdruck gekommen. Die Zahl der Schmeichler wuchs in der Umgebung des Königs; verschiedene französische Dichter verglichen ihn mit Alexauder, Cäfar. Aber obgleich er auf der Stufenleiter der Macht ziemlich hoch gestiegen war, so war er doch weit davon entfernt, sich mit dem Errungenen zu begnügen. Er dachte vielmehr auf neue Erwerbungen, und da sich die Gelegenheit zu kriegerischen Eroberungen nicht bot, so beschloß er, Eroberungen im Frieden zu machen. Wie fing er dies an? Schon während des Holländischen Krieges hatte er die zehn elsässischen Reichsstädte, über welche ihm im Westfälischen Frieden das Vogteirecht übertragen worden war, dem französischen Staate einverleibt. Nun kam er auf den Gedanken, daß er ein Recht habe, auch diejenigen Gebiete zu verlangen, die irgendwann einmal zu jenen elsässischen Reichsstädten sowie zu deu im Westfälischen Frieden an Frankreich gekommenen Städten in einem Lehensverbande gestanden waren. Verschiedene unklare und zweideutige Bestimmungen der Friedensschlüsse von 1648 und 1678 veranlaßten ihn zu dieser Auffassung. Mit der Aufgabe, die fraglichen Gebiete zu ermitteln, betraute er 1680 die vier eigens zu diesem Zwecke in Besäntzon, Breisach, Metz und Tonrnay errichteten Gerichts-

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 39

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 84. Ludwigs Xiv. Gewaltherrschaft und der Hl Raubkrieg. 39 Höfe lreunionskammern; Reunion, Wiedervereinigung). Das Ergebnis der willkürlichen Rechtssprüche der Kammern war, daß Ludwig an etwa 600 Städte, Flecken, Dörfer, Mühlen, Burgen das französische Wappen anschlagen ließ. Teile von Luxemburg, Lothringen und ausgedehnte Gebiete von Elsaß, ferner Zweibrücken, Landau, Germersheim kamen an Frankreich (1680—1684). 2. Seinen widerrechtlichen Erwerbungen fetzte der König die D« Raub^aß. Krone auf durch den Raub Stratzburgs. Längst schon hatte er mit begehrlichen Blicken auf die reiche und feste Stadt geschaut. Der Besitz derselben fchieu ihm von großer Wichtigkeit für die Ausführung weiterer gegen Deutschland gerichteter Pläne; denn schon mehrere Jahrhunderte war sie ein Wall gegen Frankreichs Gelüste nach dem Rheine gewesen. Im Sommer 1681 hielt er die Gelegenheit zur Wegnahme Straßbnrgs für günstig. Die meisten Kaufleute der Stadt waren zur Frankfurter Messe abgereist; des Kaisers Aufmerksamkeit wurde im Osten in Anspruch genommen, wo sich bedrohliche Wolken über Österreich und Deutschland zusammenzogen. (Türken!) In aller Stille verlegte Ludwig einige Regimenter nach Elsaß und eines Tages gab er zur größten Bestürzung der Bürger den Befehl zur Umzingelung der Stadt. „Im Einverständnis mit einer mehr ans Ängstlichkeit, als ans verräterischer Gesinnung französisch gestimmten Minderheit im Rat und im Domkapitel" forderte Lonvois die Stadt auf, sich zu ergeben. Obwohl nun die Bürger kampfbereit auf den Wällen und Mauern standen, beschloß der Magistrat die Übergabe (30. September 1681). Die Bürgerschaft mußte sich unter das welsche Joch beugen. So kam die ehrwürdige Stadt, von jetzt an „das große sranzösische Einfallsthor gegen Süddentschland", die Stadt, von der Karl V. sagte: wenn Wien und Straßburg zugleich in Gefahr wären, so würde er zuerst Straßburg zu Hilfe eilen, in französischen Besitz. Ein Schrei der Entrüstung ging durch das Reich. Wohl protestierte der deutsche Reichstag in Regensburg gegen den Gewaltakt, er begnügte sich aber mit dieser ohnmächtigen Äußerung der Mißbilligung und schritt nicht zu Taten fort, und ebensowenig raffle sich der Kaiser, der durch die Unterdrückung eines Aufstandes in Ungarn in Anspruch genommen war und zudem einen Angriff der Türken auf das Reich zu befürchten hatte, zum energischen Widerstand aus, ja er mußte sogar 1684 einen zwanzigjährigen Waffenstillstand mit Ludwig Xiv. eingehen, in welchem diesem der ganze Raub überlassen wurde. 3. Im Jahre 1685 ließ sich Ludwig auch zu einem Gewaltakt au^[ft“n§0„eä auf kirchlichem Gebiete hinreißen. Wir wissen, daß Heinrich Iv. Names i685 1598 durch das Edikt von Nantes den Protestanten (Hugenotten) Religious- und Kultusfreiheit und Zulassung zu allen Ämtern ge-

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 40

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
40 ^ Hi. Vom Westfälischen Frieden bis znr Französischen Revolution. währt hatte (I., § 71, 3). Ludwig mißbilligte diese Anordnung. Seine religiösen und politischen Anschauungen standen mit dem Inhalt derselben im schroffsten Widerspruch. Abgesehen davon, daß er die Reformation an sich als ein Übel betrachtete, fürchtete er, es könnte die Spaltung in der Kirche zu einer Spaltung im Staate, wenigstens znr Schwächung der Staatsgewalt führen, und endlich erblickte er im Festhalten am protestantischen Bekenntnis eine Auflehnung wider den König. Aus diesen Gründen hob er 16 85 das Edikt von Nantes auf und forderte die Rückkehr in den Schoß der katholischen Kirche. Die von ihm getroffenen drückenden Maßregeln wurden mit großer Härte durchgeführt (Dragouadeu, Krieg in den Cevennen). Lausende von wohlhabenden und betriebsamen Familien verließen Heimat, Hab und Gut und suchten im Ausland (England, Holland, Brandenburg und Ansbach) ein Asyl, wo sie einen ihrem Glauben angemessenen Gottesdienst veranstalten durften. 4. Iii. Raubkrieg (Orleanischer oder Pfälzer Erbschaftskrieg) 1688—1697. Ludwig konnte das Schwert nicht lange in der Scheide lassen. Die Kriegsführung war ihm beinahe zum Bedürfnis geworden. Er suchte einen Vorwand zu neuen Eroberungen und fand ihn noch in den achtziger Jahren. Es handelte sich um die Pfalz. Der Hergang war folgender: Sxivsaubf ®er ®ruber Ludwigs Xiv., der Herzog Philipp von Orleans, die Pfalz, war mit einer Schwester des Pfälzer Kurfürsten Karl, Elisabeth Charlotte, vermählt. Im Jahre 1685 starb Karl (Enkel des „Winterkönigs") und mit ihm erlosch die Simmern'sche Linie des Wittelsbachischen Hauses. Den Reichs- und Hausgesetzen zufolge mußte die Pfalz und damit die Kurwürde an eine Nebenlinie der Wittels-bacher, an Pfalz-Nenbnrg, fallen. Um dies zu verhindern, erhob Ludwig im Namen seines Bruders für seine Schwägerin Ansprüche ans die meisten Gebiete der Pfalz. Der Kaiser Leopold I., der den Territorialbesitz des Reiches zu beschirmen hatte, erkannte dieselbe nicht an. Infolgedessen brach Ludwig den vor wenigen Jahren abgeschlossenen Waffenstillstand und begann 1688 mit einem Einfall in ®l3ui689ber die Rheinlande den Krieg. Im Frühjahr und Sommer 1689 erfolgte unter Anführung des berüchtigten Generals Melae eine für alle europäischen Kulturländer beispiellose Verwüstung der unglücklichen Pfalz. Die Weinstöcke wurden ausgerissen, die Fruchtbäume an der Wurzel abgehauen, die Felder zerstampft, Worms, Speier, Mannheim, Frankenthal und andere Orte zerstört, das Heidelberger Schloß, das schönste Deutschlands, in die Luft gesprengt und zahlreiche Menschen durch die ärgsten Mißhandlungen gequält. Selbst die Toten ließ man nicht in Ruhe; denn rohe Krieger stiegen im Dom zu Speier hinab in die Grüfte, öffneten die Särge der dort fchlummernden

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 41

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 85. Der Spanische Erbfolgekrieg 1701 — 1714. 41 Kaiser und entwendeten die Kostbarkeiten, die sie darin fanden. Und das alles geschah, um zwischen Deutschland und Frankreich eine öde Zone zum Schutz der französischen Grenze zu schaffen. Solche Frevel erregten in ganz Europa gerechte Entrüstung.dieg^nerlud-Zuuächst vereinigten sich der K a i s e r und die hervorragendsten Reichs-sürsteu (Brandenburg, Bayern, Sachsen,Hannover),ferner Spanien, Savoyen und Schweden zur Abwehr. Zu ihnen gesellte sich noch England, wo 1689 Wilhelm Iii. von Dramen nach dem Sturz seines katholischen Schwiegervaters Jakob Ii. durch Parlamentsbeschluß König geworden war. Der Krieg verbreitete sich somit über Italien, die Rheingegenden und vorzugsweise über die Niederlande. Leider fehlte es den Verbündeten an einheitlicher Leitung und an feftem Zusammenhalten und daher nahm der Kamps im allgemeinen trotz der großen Zahl seiner Gegner einen für Frankreich günstigen Verlauf. Im Jahre 1697 kam der Friede zu Ryswyk (Dorf bei Haag) ^ zu stände. Ludwig Xiv. zeigte zur Überraschung der. Beteiligten ungewohnte Mäßigung. Er entsagte den Ansprüchen auf die Pfalz, gab die im Kriege gemachten Eroberungen, ferner die reunierten Orte (mit Ausnahme der elsässischeu), sowie Freiburg, Breisach und Philippsburg heraus, ließ sich aber den Besitz von Straßburg von neuem zusichern. Auch brachte er es dahin, daß in den Friedensschluß eine Klausel (die Ryswyker Friedensklausel) ausgenommen wurde, wonach in den von Frankreich zurückzugebenden Orten die katholische Religion geduldet werden sollte. § 85. Der Spanische Crbfolgekrieg 1701—1714. 1. Nicht ohne Grund zeigte sich Ludwig Xiv. im Ryswyker Grund für Lud-Frieden so rücksichtsvoll in seinen Forderungen. Seine Kassen waren Mäßigung im erschöpft und er sah im Geiste voraus, daß über kurz oder lang ein gn!K.c großer Krieg entbrennen und daß er in demselben eine bedeutende Rolle spielen werde. Im Hinblick darauf hielt er es für notwendig, sich jetzt schon auf diesen Fall durch Stärkung seiner geschwächten Kriegsmacht vorzubereiten. Wenige Jahre nach dem Ryswyker Frieden zogen sich denn auch wirklich drohende Kriegswolken am politischen Himmel Europas zusammen. Wie sehr sich auch einige Mächte, wie England und Holland, Mühe gaben, sie zu zerstreuen, so konnte man deren Entladung doch nicht verhindern. Den Anlaß zum Kriege gaben Vorgänge in Spanien.
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